Beschissener Morgen
Verfickte Pension
Oh Mann –
Selma kotzt einfach alles an.
Scheiß Telefon.
Wehe dem Wichser
Der als erster dran ist
Oh Selma -
Ein richtiger Kotzbrocken
Bist du!

Augen blinzeln
Müde hinterm Tresen vor:
No life
Before coffee.
Nagellack blättert
Von nicht allzu emsigen Fingern
Die gelangweilt
Nach dem Hörer
Greifen
Worte voller
Falscher Süße
Schlagen den Anrufer
In die Flucht

Früher Morgen, erster Ferientag. Hinterm Tresen Selmas verpenntes Gesicht. Kaffee, letzte Rettung in der ersten Schicht. Telefonklingeln einmal, zweimal. Drei – zu oft. "Waldruh, Selma, hallo." Klack. Aufgelegt.

Der jungen Maid seyn Wirkstatt ward an der Herbergspforthen, und sollten kommen müde Wandersmänner und begehren Einlass und Brot, gleichwohl ein Bett zu ruhen all Nacht. Manch eynes Herzens Wunsch derweil erwachet im Angesicht der holden Maid, welche keuschen Auges niederblickt auf ihre nimmermüden, gar lieblichen Hände.

Selma ließ sich an ihrer Arbeitsstatt nieder und verleibte sich in kleinen Schlucken Kaffee ein. Ihre in kräftigen in Rosentönen bemalten Fingernägel hoben sich auffallend vom Elfenbeinton des irdenen Trinkgefäßes ab, während ihre Haartracht sich anmutig bewegte. Ruhig und ohne Eile lauschte sie dem Glockenläuten, welches mehrfach erklang, bis Fräulein Selma das Gespräch anzunehmen geruhte.

Selma nahm ihren Platz hinter der Theke ein, startete den PC und nippte an ihrem Kaffee. Ihre manikürten und lackierten Fingernägel leuchteten pinkfarben auf dem blassen Steingutbecher, der Haarpinsel auf ihrem Hinterkopf zitterte sachte. Das Telefon riss Selma aus ihrer morgenmuffeligen Meditationshaltung. Sie ließ es mehrfach klingeln, bevor sie schließlich doch noch abnahm. "Pensionwaldruhgutentag, hiersprichtselma, waskannichfürsietun?", flötete sie. Wer immer es gewesen war, die Person legte auf. Selma pfefferte das Mobilteil auf die Ladestation zurück, die daraufhin eine empörte Tonfolge von sich gab. Das Telefon war mindestens so launisch wie Selma.